Nachhaltig, anwenderfreundlich, personalisierbar Blockchain 2023 – ein Fahrplan für Innovationen

Ein Gastbeitrag von Vijay Pravin * 5 min Lesedauer

Zu Beginn dieses Jahres richtet sich viel Aufmerksamkeit auf Innovationen in der Blockchain-Technologie. In Anbetracht der Sprünge, die der Sektor im Jahr 2022 gemacht hat und der Grenzen, an die er in 2022 gestoßen ist, ist es nur natürlich, auch in diesem Jahr viel von Blockchain zu erwarten.

Einige wagen schon den Abgesang auf Blockchains, der Autor sieht ein großartiges Jahr für Distributed-Ledger-Technologien.
Einige wagen schon den Abgesang auf Blockchains, der Autor sieht ein großartiges Jahr für Distributed-Ledger-Technologien.

Im Jahr 2023 wird der Fokus wahrscheinlich darauf liegen, die größten Schwachstellen in der Nutzung der Blockchain-Technologie zu beheben. Insbesondere dürfte eine allgemeine Verbesserung in Bezug auf Engagement und Akzeptanz zu erwarten sein, und zwar mit Blick auf einen Abbau von Nachhaltigkeitsbedenken bis hin zu stärker personalisierten und weiter optimierten Nutzer-Erfahrungen.

Die grüne Blockchain – wie kann sie nachhaltig sein?

Nachhaltigkeitsbedenken haben die Blockchain-Technologie verfolgt, seitdem Bitcoin zu einem Begriff geworden war. Der Konsensmechanismus, bekannt als Proof of Work (PoW), scheint hier der Hauptangriffspunkt zu sein, da er viel Rechenleistung erfordert und damit auch sehr viel Strom verbraucht. Das PoW-Modell hat viel Kritik auf sich gezogen, insbesondere wenn man bedenkt, dass weniger als 40 Prozent der PoW-Token mit grünem Strom geschürft wurden.

Durchaus berechtigt ist auch die Kritik an den schlechten Energieverbrauchsmustern von Blockchains. Um dieses Problem zu lösen, sind neue Lösungen von Wirtschafts- und Industrieunternehmen gefordert, die sich der Auswirkungen vom Einsatz der Blockchain-Technologien auf den Klimawandel bewusst sind und einen positiven Beitrag zu Erreichung der Klimaziele leisten wollen.

Aber gibt auch eine Menge positiver Nachrichten hinsichtlich des Energieverbrauchs und einer Verringerung des CO2-Fußabdrucks beim Einsatz von Blockchain-Technologien. Neue Kryptowährungen ändern die Art und Weise, wie sie von den Blockchain-Nutzern geschürft und validiert werden. Denn der neue Mechanismus, das sogenannte Konsens-Modell Proof of Stake (PoS), bietet für Blockchain-Netzwerke eine erhebliche Reduzierung des Stromverbrauchs.

Die offensichtlichen Vorteile dieses Mechanismus für die Nachhaltigkeit haben die großen Plattformen dazu veranlasst, auf dieses Modell umzusteigen und ihre alten PoW-Modelle nicht mehr anzuwenden. Ethereum zum Beispiel hat vor Kurzem seine PoW- und PoS-Blockchains zusammengelegt, um einen nahtlosen Übergang zum neuen Konsensmechanismus zu gewährleisten. Ethereum hat seit der Umstellung auf die PoS-Validierung eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks seiner Blockchains um fast 99,5 Prozent prognostiziert.

Die jeweiligen Konsensmechanismen sind jedoch nicht die einzige Option zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Blockchains. Es gibt noch weitere Methoden und Praktiken, die darauf abzielen, den CO2-Fußabdruck von Blockchain-Netzwerken zu minimieren.

Emissionsgutschriften

Carbon Offsets sind eine staatlich geförderte Methode zur Verringerung von Emissionen und Umweltverschmutzungen durch Unternehmen. Wie viele Emissionen ein Unternehmen freisetzen darf, wird vom Staat festgelegt. Hierbei erhalten die Unternehmen ein gewisses Kontingent an Verschmutzungsrechten zugeteilt.

Das heißt, der Staat erlaubt den Unternehmen, Emissionen nur bis zu einer bestimmten Grenze freizusetzen. Bei deren Überschreitung müssen die Unternehmen entweder ihre Emissionen reduzieren oder weitere Verschmutzungsrechte (Carbon Credits) erwerben. Das kann über Auktionen erfolgen oder durch ein Abkaufen von anderen Unternehmen.

Das Limit für Gutschriften, die erworben werden können, wird regelmäßig gesenkt, um den Unternehmen einen Anreiz zu geben, ihre Emissionen zu kontrollieren. In Verbindung mit Blockchain-Netzwerken und PoS-Konsensus-Modellen könnten Emissionsgutschriften einen sehr guten Schutz vor übermäßigen Emissionen und übermäßigem Energieverbrauch bieten.

Pre-Mining

Beim Pre-Mining handelt es sich um einen Prozess, welcher der Zuteilung von Eigenkapital in einem Unternehmen ähnelt. Eine zentrale Behörde verwaltet einen auf der Grundlage des Projekts vorab festgelegten Bestand einer Kryptowährung. Dieser Bestand wird dann unter den Käufern auf der Grundlage der Währung, die sie für den Token eingesetzt haben, aufgeteilt.

Ein begrenzter Bestand an Token ist eine weitere gute Möglichkeit, den ökologischen Fußabdruck eines Blockchain-Netzwerks weiter zu verkleinern. Das Pre-Mining zielt darauf ab, die Art und Weise zu ändern, wie Blockchain-Nutzer Transaktionen und sogar Kryptowährungen im Allgemeinen validieren.

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Verbesserung der „User Experience“

Ein weiterer wichtiger Aspekt, in dem sich die Blockchain verbessern soll, bildet die Nutzererfahrung – die User Experience. Es ist zwar im Allgemeinen relativ einfach, mit Blockchain-Plattformen umzugehen. Der Schwerpunkt bei der Verbesserung der sogenannten User Experience liegt darauf, den Umgang mit Blockchain-Plattformen für Einsteiger, das heißt Erst-Nutzer, aber auch für schon fortgeschrittenere Nutzer weiter zu vereinfachen.

Vor dem Hintergrund, die Nutzererfahrung weiter zu verbessern, sind personalisierte Domainnamen auf der Blockchain eine der wesentlichen Möglichkeiten zur Umsetzung. Aufbauend auf der Idee von Domainnamen für gewöhnliche Webseiten, sind persönliche Domainnamen eine Adresse, die ein Benutzer kopieren und einfügen kann, um sich direkt mit seinen Konten oder denen anderer zu verbinden.

Domainnamen können die Durchführung von Krypto-Transaktionen für die Nutzer verbessern, indem der Handel durch Kopieren und Einfügen eines Domainnamens direkt mit der Wallet eines anderen Nutzers verbunden wird. Außerdem verleiht es dem Krypto-Konto eines Nutzers eine persönliche Note und macht seine Blockchain-Erfahrung zu seiner eigenen.

Persönliche Avatare

Die Personalisierung von Blockchains geht jedoch über Domainnamen hinaus. Das jüngste Experiment von Meta mit persönlichen Avataren für das Metaverse ist kein Stand-Alone-Projekt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man sein Aussehen in der realen Welt als digitale Nachbildung im Metaversum vollständig simulieren kann. Persönliche Avatare im Metaversum werden mit Sicherheit eine großartige Ergänzung zu den zahlreichen Anwendungen darstellen.

Stellt man sich beispielsweise einen virtuellen Schulungsraum für die neuen Mitarbeiter eines Unternehmens vor; mit persönlichen Avataren ist die Nachbildung eines Offline-Klassenzimmers realistischer und immersiver. Dies gilt nicht nur für den Bereich Ausbildung. Ebenso können persönliche Avatare ein sehr nützliches Instrument für den Kundendienst sein. Ein voll funktionsfähiger virtueller Assistent kann die Nachteile automatisierter Callcenter und textbasierter virtueller Assistenten, wie sie derzeit im Einsatz sind, verringern.

Da Avatare auf die Interoperabilität zwischen verschiedenen Plattformen abzielen, könnten sie überall als persönlicher Ausweis fungieren. Das bedeutet, dass der Avatar sowohl im Privat- als auch im Berufsleben von Nutzen sein könnte. Ein Avatar könnte als Eintrittskarte für einen Kinobesuch oder ein Konzert dienen und gleichzeitig als Ausweis für die Arbeit verwendet werden.

Unternehmen können dies beispielsweise hervorragend nutzen, um auf der Grundlage von Unternehmenshierarchien Einzelpersonen und Teams Zugangsberechtigungen zu gewähren. Auch Künstler könnten über Avatare ihre Reichweite beim Publikum erhöhen und mit ihren Fans in Kontakt treten.

2023 – ein gutes Jahr für Blockchains

Es ist klar, dass „die“ Blockchain mit einem verringerten Energieverbrauch und einer optimierten, personalisierten Erfahrung das Jahr 2023 mit einem starken Signal beginnen wird. Dadurch, dass einer der Hauptkritikpunkte ausgeräumt wird, werden die Akzeptanzhürden gegenüber dieser Technologie deutlich niedriger.

Vijay Pravin
Vijay Pravin
(Bild: bitsCrunch)

Energieeffiziente, dezentralisierte Blockchain-Netzwerke werden mit Sicherheit ebenso viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie eine verbesserte Personalisierung, die nicht nur für die unmittelbaren Nutzer attraktiv sein kann, sondern auch für Unternehmen, die sich auf dem neuen digitalen Terrain, die das Metaversum bietet, positionieren und profilieren wollen. Auch wenn sich die Auswirkungen dieser Veränderungen erst mit der Zeit zeigen werden, ist eines sicher: 2023 wird für Blockchains ein großartiges Jahr.

* Vijay Pravin ist Gründer und CEO von bitsCrunch, einem Blockchain-Analyse Unternehmen mit Sitz in München, das das NFT-Ökosystem durch KI schützt.

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