Vom Rebellen zum Trend? Open Source liegt hoch im Kurs

Ein Gastbeitrag von Frederica Monsone, A3 Communications

Anbieter zum Thema

Open Source (OS) ist ein großes Geschäft. Ursprünglich als Rebell der IT-Branche angesehen, wird es heute nicht nur von einzelnen Entwicklern und kleinen Programmierer​gemeinschaften, sondern auch von globalen Unternehmen beachtet, die inzwischen erkannt haben, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, sich diesen Ansatz zu eigen zu machen.

Storage mit Open-Source-Software? Branchenexperten erörtern das Für und Wider.
Storage mit Open-Source-Software? Branchenexperten erörtern das Für und Wider.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Accenture, Intel und Microsoft sind nur einige der großen Unternehmen, die sich diesem Ansatz geöffnet haben, um von der zunehmenden Verbreitung von Open Source (OS) zu profitieren. Der Ansatz hat sich so weit entwickelt, dass die Anbieter heute zusammenarbeiten, gemeinsame Technologien entwickeln und entsprechende Initiativen starten oder durchführen. Die Soda Foundation zum Beispiel, die ein Ökosystem von Open-Source-Datenmanagement- und -Speicher-Software für Datenautonomie fördern will, zählt Brancheninnovatoren wie Fujitsu, IBM, NTT, Scality, Seagate und Vodaphone zu ihren Mitgliedern.

Wir haben mit einer Reihe von Branchenexperten gesprochen und sie gefragt: Haben Open-Source-Technologien den Weg für eine schnellere Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen geebnet? Welchen Rat würden Sie einem Unternehmen geben, das Open-Source-Speicher einführen möchte? Stellen Cyber-Bedrohungen ein Problem für Unternehmen dar, die sich auf Open-Source-Speicher-Software verlassen?

Welches Potential birgt Open Source auf individueller Unternehmensebene?

Für Endnutzer kann Open Source einen effektiven Weg zu Kosteneinsparungen darstellen. Natürlich ist es einfach, eine kostenlose oder besonders preiswerte Open-Source-Software außerhalb der Produktionsumgebung auszuprobieren. Wenn es aber darum geht, sie im Echtbetrieb einzusetzen, sieht die Sache anders aus. Deshalb sollte jedes Unternehmen, das Open-Source-Technologien einsetzen möchte, eine umfassende Checkliste durchgehen, bevor es den Schritt wagt.

„Es kommt wirklich darauf an, das Erfolgspotential der Open-Source-Plattform für Ihr Unternehmen zu prüfen“, sagt Andrew Moloney, Chief Marketing Officer bei SoftIron. „Wir sehen viele Unternehmen, die Open-Source-Technologien einführen und dann feststellen, dass es keine ,unternehmensfähige‘ Supportstruktur gibt, um das zu liefern, was sie auf Produktionsebene benötigen. In diesen Fällen müssen sie den Support in freier Wildbahn finden, was eine echte Herausforderung sein kann. Eine sorgfältige Prüfung ist sowohl für den kurzfristigen als auch für den langfristigen Erfolg einer Open-Source-Implementierung von entscheidender Bedeutung.“

OS-Erfahrungsschatz: vom Pilotbetrieb zum Echtbetrieb

Dies ist eine weit verbreitete Ansicht unter Anbietern, da die Open-Source-Software im Vergleich zu kommerziellen Systemen oft nicht so ausgefeilt und benutzerfreundlich ist. Paul Speciale, Chief Marketing Officer bei Scality, erklärt: „Wir beobachten, dass Unternehmen Open-Source-Speicher-Software für Entwicklungs-/Test- und Pilotprojekte verwenden. Viele dieser Projekte entscheiden sich später für den Einsatz kommerziell unterstützter Software in der Produktion, und zwar aus einer Kombination von Gründen, die mit der Benutzerfreundlichkeit, den Funktionen/Fähigkeiten sowie der Qualität des Supports zusammenhängen. Außerdem entsprechen bei Kunden, die sich für den Einsatz von Open Source in der Produktion entschieden haben, die Kosten für das Supportangebot dieser Anbieter häufig den Kosten für kommerzielle Lizenzabonnements, so dass vermeintliche Kostenvorteile schnell zunichtegemacht werden.“

Das Open-Source-Modell hat jedoch nach wie vor eine außerordentlich starke Anziehungskraft: Laut der Umfrage „The State of the Software Supply Chain: Open Source Edition 2021“ von VMware setzen 95 Prozent der Unternehmen Open-Source-Software in der Produktion ein.

Die Frage des Supports: Ohne zusätzliches Engagement geht es nicht

Open Source verschafft einer IT-Organisation zwar Vorteile, etwa in Bezug auf Kosten und mit Blick auf Geschwindigkeit, kann aber auch Nachteile bergen, wenn es um Umfang und/oder Qualität geht. Ein Open-Source-Projekt kann schnell realisiert werden, aber auch genauso rasch scheitern. Matt Starr, Chief Technology Officer bei Spectra Logic, führt diesen Punkt weiter aus: „Open-Source-Projekte sind in einem universitären Umfeld, in dem innovative wissenschaftliche Projekte gefördert werden, großartig. Die Verwendung von Open-Source-Speicherlösungen in großen Unternehmen kann jedoch zu massiven Problemen führen. Wenn zum Beispiel das System ausfällt, möchte der CIO des Unternehmens nicht hören, dass es keinen Support für die Lösung gibt, weil sie ‚am Wochenende‘ entwickelt wurde.“

Viele Unternehmen, die sich heute auf Open-Source-Software verlassen, um ihre Dienstleistungen zu verbessern, sind sich dessen nicht bewusst. Das Open-Source-Modell ermöglicht eine schnellere Entwicklung von Lösungen, zeigt Fehler rascher auf und ermöglicht es Unternehmen, auf Talentpools außerhalb ihrer Unternehmensgrenzen zurückzugreifen. Andererseits ist es für OS-Anwender von entscheidender Bedeutung, dass sie über alle Probleme im Zusammenhang mit dem betreffenden Produkt auf dem Laufenden bleiben, sobald diese bekannt werden, und dass sie darüber hinaus in der Lage sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die daraus resultierenden Auswirkungen zu minimieren oder ganz zu beseitigen.

Jetzt Newsletter abonnieren

Täglich die wichtigsten Infos zu Softwareentwicklung und DevOps

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Rakesh Jain, ein Vertreter des Verwaltungsrats der Soda Foundation und von IBM Research, bekräftigt diese Punkte: „Da Open-Source-Software keine Garantie und keine offizielle Unterstützung hat, müssen die Organisationen zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass die Qualität ihren Erwartungen entspricht. Ich würde Unternehmen, die eine Open-Source-Speicher-Software einsetzen, empfehlen, sich aktiv an der Community des Projekts zu beteiligen, Mitglied der Endbenutzer-Community zu werden, wenn das Projekt eine solche anbietet, sowie bei der Einführung der Software einen umfassenden DevSecOps-Ansatz zu verfolgen, damit etwaige Probleme frühzeitig erkannt und von der Community behoben werden können.“

Ganz oben auf der OS-Checkliste: das Thema Sicherheit

Gibt es also ein Muss, das ganz oben auf der Planungsliste steht, wenn man den OS-Pfad in Betracht zieht? „Ganz oben auf der Liste stehen die Implementierung eines Datenschutzes auf Unternehmensniveau und eine starke Sicherheit“, erklärt Krista Macomber, Senior Analystin bei der Evaluator Group.

Auf dem heutigen Markt, auf dem jeder versucht, wettbewerbsfähig zu bleiben und Marktanteile zu halten oder zu gewinnen, ist geschäftliche Agilität von größter Bedeutung. Ob ein Unternehmen in der Lage ist, sich schnell an veränderte Geschäfts- und Kundenanforderungen anzupassen, kann über Erfolg oder Untergang entscheiden. Open Source ermöglicht es Unternehmen, keine Zeit damit zu verschwenden, das Rad neu zu erfinden, sondern sich auf einen bestimmten Aspekt der zu entwickelnden Technologie zu konzentrieren und dabei auf dem aufzubauen, was ein außergewöhnlich großer, globaler Pool an technischen Talenten bereits geschaffen hat. Dies führt zu wesentlich kürzeren Markteinführungszeiten. Viele Anbieter haben aus diesem und anderen Gründen den OS-Talentpool angezapft: „SoftIron hat sein Geschäft von Anfang an mit Open Source als Herzstück aufgebaut. Unser Ansatz ermöglicht es uns, die besten Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen, ohne sie an unsere Lösung zu binden“, erklärt Moloney von SoftIron. „Wenn wir unsere Kunden nicht an einen bestimmten Anbieter binden, sind wir gezwungen, alles zu tun, was nötig ist, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, oder wir riskieren, sie an einen anderen Anbieter zu verlieren. Sie werden sehen, dass wir kontinuierlich in die Communities, zu denen wir gehören, investieren, indem wir Code beisteuern, uns an der laufenden Wartung dieser Communities beteiligen und uns mit ihnen zusammenschließen, um moderne Herausforderungen zu meistern.“

OS als optimaler Weg zu wertvoller Unabhängigkeit

Aus ähnlichen Gründen erklärt Speciale, warum Scality von Anfang an ein großes Interesse an Open Source hatte: „Seit der Gründung von Scality im Jahr 2009 sind wir sehr stark in offene Communities und Entwicklungen involviert; als Objektspeicher in den Kinderschuhen steckte, war Scality eines der ersten Unternehmen, das S3 mit einem Open-Source-Projekt eingeführt hat. Im Jahr 2017 haben unsere engagierten Ingenieure Zenko entwickelt und veröffentlicht, eine offene Software-Codebasis für die Verwaltung von Daten in AWS, Google Cloud und Azure, um die Bindung an einen Cloud-Anbieter zu vermeiden. Zenko wurde als EcoProjekt der SODA Foundation anerkannt und kann von Linux-Entwicklern mit Unterstützung von Industriestandard-Organisationen wie SODA und der Linux Foundation genutzt werden. Wir haben die OS-Technologie auch ausgiebig in unseren Speicherlösungen eingesetzt; zum Beispiel nutzen wir Kafka, Redis, Docker, Kubernetes, MongoDB und natürlich unsere eigene OS-Zenko-Technologie für Multi-Cloud-Enablement.“

Heißes Eisen: OS im Kontex von Cyberkriminalität

Open Source hat jedoch auch seine Schwächen. Genau wie proprietäre Technologien sind auch Open-Source-Lösungen ein Ziel für Cyberkriminelle. Und während Unternehmen einen immer größeren Teil ihrer IT-Budgets für die Sicherheit aufwenden, nimmt auch die Zahl der Bedrohungen zu – und zwar schnell. Laut den Forschern von Cybersecurity Ventures werden die weltweiten Schadenskosten durch Ransomware bis 2031 voraussichtlich 265 Milliarden Dollar übersteigen. Moloney von SoftIron erklärt: „Berichte über Angriffe auf die Software-Lieferkette, ob mit oder ohne Open Source, sind in den letzten Jahren viel häufiger geworden. Open Source bietet aber immerhin ein gewisses Maß an Transparenz, das zumindest dazu beitragen kann, Angriffe aufzudecken, die andernfalls verschleiert werden könnten.“ Eine von Acronis, einem Spezialisten für Cyber-Schutz, durchgeführte Umfrage unter Endanwendern aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 69 Prozent der Unternehmen in der EMEA-Region zwischen vier und 15 Prozent ihres IT-Budgets für IT-Sicherheit ausgeben, wobei dieses Budget bei 20 Prozent der Unternehmen in Südafrika und 18 Prozent in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf über 25 Prozent ansteigt. Obwohl das Open-Source-Modell Sicherheitsrisiken durch Code-Schwachstellen birgt, ist Starr von Spectra Logic der Meinung, dass Open-Source-Lösungen einen Sicherheitsvorteil gegenüber den eigenen Lösungen der Anbieter haben können: „In vielen Fällen ist Open Source aufgrund der Zusammenarbeit der Community schneller mit Patches gegen eine neu entdeckte Variante ausgestattet.“ Der Schlüssel liegt darin, sicherzustellen, dass alle Open-Source-Technologien in einem Rechenzentrum ständig gepatcht werden, um bekannten Problemen entgegenzuwirken.

„Open-Source-Speicher-Software ermöglicht es Unternehmen, ihre Speicheranforderungen kostengünstiger zu erfüllen als proprietäre Software“, so Veniamin Simonov, Director of Product Management bei NAKIVO. „Sie hat jedoch einen Haken, nämlich die globale Verfügbarkeit, die es jedem erlaubt, die Software zu verändern, zu erforschen und weiterzugeben, was sie zu einem zentralen Anziehungspunkt für Cyberkriminelle macht. Der Code von Open-Source-Software wird häufig von Entwicklern auf der ganzen Welt aktualisiert; leider ist nicht jeder Entwickler gutwillig, und diese globale Zugänglichkeit macht es weniger schwierig, einen Angriff zu starten. Da es für Open-Source-Software keine Service- und Supportpakete gibt, kann es sehr schwierig sein, die Auswirkungen solcher Vorfälle auf den Geschäftsbetrieb abzumildern“, fügt er hinzu.

Nicht nur die Hersteller rühren die Werbetrommel für die Sicherheit. Macomber von der Evaluator Group ermutigt auch die Nutzer von Open Source, sich der Cyber-Bedrohungen bewusst zu sein und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um diese abzuwehren: „Cyberkriminelle machen keine Unterschiede. Darüber hinaus weist Open-Source-Software einige einzigartige Sicherheitslücken auf, die Hacker ausnutzen werden, und oft haben Unternehmen laxe Praktiken, wenn es darum geht, bekannte Schwachstellen der verschiedenen Open-Source-Komponenten, die sie verwenden, zu verfolgen und zu aktualisieren.“

Planungen von langer Hand mit Fokus auf optimiertem Schutz

Ein weiterer unabhängiger Experte, der den Benutzern dringend rät, sich vor diesen Bedrohungen zu schützen, ist Jain von der SODA Foundation und IBM. Er sagt: „Die Schwachstellen von [Open Source] sind öffentlich bekannt und müssen mit höherer Priorität behandelt werden. Man kann sich jedoch darauf einstellen, indem man die Speicher-oftware so einsetzt, dass sie auf mehreren Ebenen geschützt ist. Zum Beispiel sollte man sie so einrichten, dass es für Angreifer nicht einfach ist, die Speicher-Software zu erreichen. Einfacher ausgedrückt: Erwarten Sie nicht, dass es keine Cybersicherheitsprobleme gibt, sondern planen Sie von langer Hand, wie Sie sie kurzfristig lösen können.“

Wenn es um die Integration von Open-Source-Lösungen geht, kann die Interoperabilität eine Herausforderung darstellen. Eines der Ziele der SODA Foundation ist es, zertifizierte Anbieter über Standardspezifikationen mit Blick auf Produkte, Konformität und Zertifizierung sowie ein Konformitätslabor für nahtlose Interoperabilität zu haben. Welche Vorteile hätte ein solches Programm für Anbieter und Endnutzer? Scality ist eines der Gründungsmitglieder der Stiftung, und Speciale, CMO des Unternehmens, teilt seine Gedanken zu den Vorteilen eines gemeinsamen Rahmens mit: „Standardisierung ist ein wirksames Mittel zur Vereinfachung des Datenmanagements und zur Förderung von Datenautonomie und Datenmobilität der Endnutzer. Das ist der Grund, warum Scality eines der Gründungsmitglieder der SODA Foundation ist.“

Moloney von SoftIron ist ein Befürworter der Idee der Herstellerzertifizierung, sieht aber auch deren Grenzen: „Bei allen Vorteilen, die Open Source bietet, geht seine Flexibilität auf Kosten der Komplexität. Daher kann jeder Versuch, einen Teil dieser Komplexität durch Tests und Zertifizierungen zu beseitigen, um eine breitere Akzeptanz zu fördern, nur gut für die Gemeinschaft als Ganzes sein. Obwohl diese Art von Tests und Zertifizierungen nützlich sein können, um ein gewisses Maß an Kompatibilität zwischen einer schnell wachsenden Zahl von Open-Source-Projekten zu gewährleisten, treten nach unserer Erfahrung die echten Herausforderungen eher bei der Integration in Kundenumgebungen auf, die oft Integrationen umfassen, die über den Rahmen eines dieser Projekte hinausgehen, insbesondere bei proprietären Projekten, die fast zwangsläufig existieren.“ Starr von Spectra Logic geht noch einen Schritt weiter: „Ich glaube nicht, dass zertifizierte Anbieter in Betracht gezogen werden sollten, vor allem wegen der vielen Zertifizierungen, die es gibt. Zertifizierungen wie diese erlauben es beispielsweise nicht, ein Speichergerät an ein sicheres Regierungsnetzwerk anzuschließen. Diese Zertifizierungen sind völlig unterschiedlich – gleiches gilt für viele Unternehmen.“

Schnellere Entwicklung

Ein standardisierter Rahmen, an dem sich die EntwicklerInnen orientieren können, könnte in der Tat die Entwicklung und Einführung von Open-Source-Lösungen weiter beschleunigen und auf dem bestehenden Tempo der Technologieentwicklung und Innovation aufbauen, das mit dem Open-Source-Modell verbunden ist. Dies ist wohl eine der Attraktionen von OS, wie Jain erklärt: „Open-Source-Technologien haben einen erheblichen Einfluss auf die schnellere Entwicklung – sowohl mit Blick auf Open-Source-Projekte und -Tools als auch mit Fokus auf proprietäre Software.“ Er fügt hinzu: „Das liegt daran, dass die in der Open-Source-Welt verwendeten Prozesse und Methoden erprobt und ausgereift sind und nun auch bei der Entwicklung proprietärer Software-Produkte und -Dienste eingesetzt werden.“ Scott Sinclair, Senior Analyst bei ESG Global, stimmt dem zu: „Open-Source-Technologien haben es Start-ups leichter gemacht, in diesen Bereich einzusteigen, was zu mehr Innovation führt.“

Die Open-Source-Welt fördert auch die Innovation auf der kommerziellen Seite. „Die vereinten Anstrengungen der OS-Gemeinschaft reagieren auf die Bedürfnisse dieses Bereichs und bauen schrittweise eine Lösung auf, die alle wichtigen Funktionen und Möglichkeiten unterstützt. Dieser Prozess wird fortgesetzt, bis alle wichtigen Anforderungen erfüllt sind“, so Curtis Anderson, Software-Architekt bei Panasas. „Erfolgreiche Open-Source-Projekte ermöglichen bedeutende Innovationen, stören aber auch bestehende kommerzielle Lösungen, wenn diese nicht auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Wenn dies nicht der Fall ist, werden die Open-Source-Alternativen viel schneller wachsen, und die kommerzielle Lösung wird gezwungen sein, sich zu ändern und zu erneuern. Ein Open-Source-Projekt in einer Marktnische bricht Enklaven auf, die von Lösungen beherrscht werden, die nicht auf die Kundenbedürfnisse eingehen.“

„Open-Source-Technologien wie Linux, Kubernetes und Samba bieten IT-Anbietern eine riesige Basis an geistigem Eigentum, auf dem sie völlig kostenlos aufbauen können“, erklärt Aron Brand, CTO bei CTERA. „Durch die Veröffentlichung von Teilen unseres Codes auf Open Source konnten wir auf ein tiefes Reservoir an technologischem Wissen und Know-how zugreifen und von hochprofessionellen Peer-Reviews und Feedback profitieren. Wenn Ihr Unternehmen über die technischen Voraussetzungen für Open Source verfügt, kann dies eine großartige Möglichkeit sein, das Wissen der Community zu nutzen und Ihren Wartungsaufwand zu reduzieren“, fügt er hinzu.

OS als Boost für Technologieentwicklung?

Die Experten, mit denen wir gesprochen haben, sind unterschiedlicher Meinung darüber, ob der OS-Ansatz die Technologieentwicklung beschleunigt hat und ob Open Source generell eine gute Nachricht ist. Alex McDonald, Experte für Datenspeicherung und Vorsitzender der Storage Networking Industry Association (SNIA) EMEA, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ich mag Open-Source-Projekte wegen ihrer anfänglichen Wirkung und Vision, aber sie können längerfristig zu schlechten Wartungsprozessen und mangelnder Reaktionsfähigkeit sowie zu einer fehlenden Entwicklungsrichtung führen, wenn sie reifen. Schneller heißt nicht automatisch besser.“

McDonalds Kommentar findet eine weitere Bestätigung in der Tatsache, dass, sobald ein Stück Code mit der Open-Source-Gemeinschaft geteilt wird, ein Entwickler diesen nehmen und etwas Neues damit bauen kann, was in einer sehr zuverlässigen und stabilen Technologie resultieren kann – oder auch nicht. Moloney sieht das ähnlich. „Das ist ein zweischneidiges Schwert: Der schnelle Einsatz von Open-Source-Technologien auf generischer Hardware kann ohne das geschickte Eingreifen (eines Teams) talentierter Ingenieure zu sehr mittelmäßigen Ergebnissen führen.“

Starr bringt einen interessanten Punkt zur Sprache, indem er hervorhebt, dass wir den gesamten Prozess von der anfänglichen Entwicklung bis zum Einsatz in Produktionsumgebungen betrachten sollten, um unser Votum abzugeben: „[Open-Source-Technologien] haben den Weg für eine schnellere Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen geebnet, aber man muss die Open-Source-Software immer noch testen. Die Entwicklung wird also schneller, aber das Testen bleibt gleich.“

Tim Klein, Präsident und CEO von ATTO, hat die Entwicklung der Open-Source-Branche in den letzten vierzig Jahren beobachtet und ist der Meinung, dass die Auswirkungen dieses Ansatzes auf die Markteinführungszeit einer Lösung Vor- und Nachteile haben: „Ich habe gemischte Gefühle gegenüber Open-Source-Technologien. Open Source kann einige Entwicklungen und die Zusammenarbeit beschleunigen, aber manchmal wird die Innovation auch abgewürgt, weil das geistige Eigentum zu frei verfügbar ist, was dazu führt, dass wirklich wunderbare Ideen aufgrund von Bedenken bezüglich geistigen Eigentums zurückgehalten werden.“

Das ist ein sehr berechtigtes Argument: In dem Moment, in dem ein einzelner Entwickler oder ein Unternehmen, das von seiner Technologie profitieren möchte, ihren Code in die Open-Source-Community einbringen, um von einem viel größeren Talentpool und einer schnelleren Verfügbarkeit zu profitieren, müssen er oder es einen soliden Geschäftsplan zur Monetarisierung des Produkts haben, der durch die Bereitstellung des Codes für andere Entwickler nicht in Frage gestellt wird.

Dies könnte in der Tat die Entwicklung einiger innovativer Technologien verlangsamen oder sogar stoppen, möglicherweise zum Nachteil von Tausenden von Organisationen, die von ihnen profitieren würden. Viele Anbieter sind jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass es für sie finanziell sinnvoller sein könnte, Open Source zu unterstützen, als dagegen anzukämpfen (siehe Microsoft). Das liegt zum Teil daran, dass Anbieter, die sich an Open-Source-Projekten beteiligen, leichter Talente rekrutieren können, und dass die meisten Großkunden heute in unterschiedlichem Maße auf Open-Source-Software angewiesen sind, seien es kommerzielle oder Community-Versionen.

Quo vadis? Ein umfassendes Konzept zum Einsatz von OS

Wohin also jetzt? Die Vorteile des OS-Konzepts sind beträchtlich und reichen von geringeren Kosten bis hin zu höherer Flexibilität und kürzeren Markteinführungszeiten. Allerdings kann es eine riskante Strategie sein, sich auf die allgemeine Entwicklergemeinschaft zu verlassen, wenn es darum geht, den Code der Fertigstellung näher zu bringen oder auch nur Probleme zu erkennen und zu beheben. Die Anbieter müssen sicherstellen, dass sie alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um eine Technologie auf den Markt zu bringen, die ihre Kunden annehmen und der sie vertrauen können.

Was ist mit den Endnutzern? Um von den Vorteilen der vielen heute verfügbaren Open-Source-Technologien zu profitieren, wäre es ratsam, sich für Lösungen zu entscheiden, die in irgendeiner Form kommerziell unterstützt werden, um Probleme zu vermeiden, die sich direkt und möglicherweise in erheblichem Maße auf die Produktivität und letztlich auf das Endergebnis auswirken können.

(ID:48726128)